Wolfgang Käufer wird Kirmes-Pensionär

Seit seiner Kindheit mischt Wolfgang Käufer bei der Gevelsberger Kirmes mit, zuletzt in der Zugleitung. Jetzt gibt es sein Amt in jüngere Hände.

Ob er sich in diesem Jahr völlig entspannt den Kirmeszug anschauen kann? „Mit Sicherheit nicht“, sagt Wolfgang Käufer. Dieses Fieber, diese Aufregung, das könne man nicht einfach so ablegen. In den vergangenen fast sechs Jahrzehnten war der Gevelsberger immer mittendrin.

Schon als Kind, dann beim Wagenbau in seiner Kirmesgruppe, später in der Zugleitung. Jetzt ist er „Kirmes-Pensionär“, zumindest auf dem Papier. Auch wenn er seine Aufgaben in jüngere Hände gegeben hat, der Kirmes-Ruhestand kommt für ihn längst nicht in Frage.

Erst Im Dörnen, jetzt Pinass Brumse

„Kirmes ist mein Leben“, sagt er. Er lebt Kirmes seit er denken kann und bekam die Leidenschaft dafür von einem Vater Friedhelm Käufer regelrecht in die Wiege gelegt. „Er ist auch kirmesverrückt. Unter seinem richtigen Namen kennt ihn aber kaum jemand, alle nennen ihn nur Schimmel.“ Wegen seiner hellen Haare, erklärt Wolfgang Käufer.

Sein Vater wird 88 Jahre alt, er ist 64, zwei Kirmesgenerationen, eine Familie. Insgesamt waren sie sieben Kinder und sind in der Kirmesgruppe Im Dörnen aufgewachsen. Heute ist Wolfgang Käufer bei Pinass Brumse. Mal eben so auf einen Wagen hüpfen, das klappe leider nicht mehr.

Das Bein spielt nicht mehr mit, der Rücken schmerzt, Folgen einer schweren Krankheit, die ihn letztlich in den Rollstuhl brachte. Trotzdem versucht Wolfgang Käufer keinen der vielen Kirmestermine zu verpassen. In den Urlaub fahren, wenn Kirmes ist? „Nie im Leben.“

In der Brauerei Schwelm wurde Wolfgang Käufer im Jahr 2007 zum 30. Ritter von Hopfen und Malz geschlagen. 1996 wurde er gefragt, ob er in der Zugleitung mitmachen wollte, zusammen mit Peter Daum. In einer Zeit, in der es noch keine Handys gab, die Aktiven drei, vier Mal den Kirmeszug ablaufen mussten, um sich abzusprechen.

Seit der Krankheit ist er an der Tribüne in der Fußgängerzone, als Bindeglied zur Feuerwehr, mit Knopf im Ohr, um schnell reagieren zu können.

Fast sechs Jahrzehnte dabei

„Eine Zugleitung ist dafür da, dass nichts drunter und drüber geht“, sagt Wolfgang Käufer und erklärt, was alles an dieser Aufgabe hängt. Entscheidend seien die Absprachen im Vorfeld. Mit den Kirmesgruppen, den Einsatzkräften, den Technischen Betrieben, um Hindernisse auf der Strecke aus dem Weg zu schaffen.

Ein reibungsloser Ablauf, keine großen Lücken: „Wenn man auf den Vordermann achtet, in Bewegung bleibt und es kein Standkonzert gibt“, dann könne es klappen. Bei unvorhersehbaren Ereignissen muss die Zugleitung eingreifen, „und mit Fingerspitzengefühl an die Sache gehen“, der Adrenalin-Pegel sei bei allen am Kirmessonntag hoch, weiß Wolfgang Käufer aus Erfahrung.

Text: Carmen Thomaschewski

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