Statt Ferienhaus in Spanien das erste eigene Schaustellergeschäft erworben

Schausteller Alfred Madest für langjährige Treue ausgezeichnet. „Hau den Lukas“ und „Korkenschießen“

Gesucht hat Alfred Madest Ende der 60er Jahre ein Ferienhaus in Spanien, gefunden hat er die Berufung seines Lebens: das Schaustellerdasein. Bei der Suche nach dem Ferienhaus war er einem älteren Schausteller aus Dortmund begegnet, der einen Nachfolger suchte. So fing es an. Der Allgemeintechniker Alfred Madest übernahm erst einen „Blinker“, dann einen zweiten. 1969 machte er sich damit selbstständig. „Ich wollte nicht in geschlossenen Räumen arbeiten, ich brauchte die frische Luft und die Freiheit“, begründet der Mann, der eine neue Schausteller-Dynastie begründen sollte, seinen Entschluss. „Blinker“ gibt es schon lange nicht mehr. „Ein Blinker war ein Kasten mit aufgemalten Spielkarten. Wenn ich an einem Rad drehte, bewegte sich hinter den Karten ein Licht. Gewonnen hat der, der mit 10 Pfennig Einsatz auf die Karte gewettet hatte, hinter der das Licht stehen blieb. Das war ein ganz reelles Spiel“, beschreibt Alfred Madest sein erstes Geschäft.

Beim Anblasen der Gevelsberger Kirmes 2013 wurde der heute 70 Jahre alte Schausteller aus Dortmund mit einer Urkunde geehrt, denn er ist einer der treuesten und zuverlässigsten Schausteller der Gevelsberger Kirmes. Mehr als 28 Jahre ist er Jahr für Jahr mit „Hau den Lukas“ und später auch mit dem „Korkenschießen“ nach Gevelsberg gekommen. Sein erster Gevelsberger Stand war etwa 100 Meter über dem jetzigen Standort gegenüber dem Riesenrad.
„Hau den Lukas“ hat er inzwischen vermietet, das „Korkenschießen“ hat Conny Kos, die Schwester seiner vor vier Jahren verstorbenen Ehefrau Rosemarie übernommen. Alfred Madest selbst ist heute kaum noch in seinen Geschäften anzutreffen, er hat daheim in Dortmund genug zu tun mit seinem 1987 in Dortmund gegründeten Karosserie- und Fahrzeugbau.

Schon 1984 hatte er begonnen, selbst Schaustellergeschäfte zu bauen. Die Qualität und Zuverlässigkeit der von ihm gebauten Geschäfte fand so viel Anerkennung bei den Kollegen, dass er Aufträge bekam und schließlich die neue Firma gründete. In seinem langen Schaustellerleben hatte der heute Geehrte verschiedene Schaustellergeschäfte: Pfeilwerfen, Ringwerfen, Nagelschmiede. In Gevelsberg war er schon mit seinem ersten Korkenschießen. Wann genau das war, weiß er nicht mehr, aber seine Schwägerin schätzt, dass es schon 31 Jahre her ist. Mit seinen Geschäften ist Alfred in Europa weit herumgekommen. Die Schweiz, Oberösterreich und Paris waren nur einige der außerdeutschen Stationen. „Wir sind immer mit der Zugmaschine gefahren, ich hatte sie mit einem Wohnabteil ausgebaut“, erzählt Alfred Madest.

Auch heute gehört das Reisen zu seinem Leben. Fernreisen nach Venezuela, Thailand oder in diesem Jahr auf die Philippinen unterbrechen seine Arbeit im Fahrzeug- und Karosseriebau. Seine beiden Kinder sind längst selbst erfolgreiche Schausteller, die drei Enkel zwischen zehn und 21 Jahren haben ebenfalls Freude daran. „Sie wachsen alle mit hinein“, ist Alfred Madest stolz auf seine Familie. Auch in den nächsten Jahren werden seine beiden Geschäfte auf der Gevelsberger Kirmes vertreten sein. „Solange es sich lohnt, solange komme ich auch“, verspricht der Schausteller aus Leidenschaft.

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