Stationen einer Bauplatzreise: Von Indien in die Karibik und auf die „Osterinsel“
Dä vam Lusebrink: Ach, du dickes Ei! Ist denn schon wieder Ostern?
Die Kirmesgruppe Dä vam Lusebrink hofft auf ein paar trockene Tage, denn das riesengroße Ei auf ihrem Bauplatz ist noch ein Weichei, bedauert Vorsitzender Reinhard Hupka. Dä vam Lusebrink nimmt die Schnelllebigkeit unserer Zeit aufs Korn. Kaum ist Weihnachten, ist schon wieder Ostern, das geht so Schlag auf Schlag. Warum also nicht Ostern auf Kirmes legen? So staunt man im Kirmeszug über das fabrenprächtige, mit bunten Bordüren geschmückte 4,50 Meter hohe, im Durchschnitt 3,50 Meter dicke Großei. Es ist so dick, dass im Innern die Bunnys ihre Wohnung haben. Zwei gucken keck aus dem mit Schlagläden und Blumenkästen nett verzierten Fenster. Fredi Fiedler: „Wir bieten ein lustiges Treiben mit Hasen, Küken und Ostereiern dar.“ 500 bunte Ostereier verteilt die Gruppe an die Kirmesbesucher. Garantiert frisch und nicht von Weihnachten. Die Gruppe mit ihren elf Mitgliedern (es können gerne mehr werden) ist ganz zufrieden mit dem Fortgang der Arbeiten, nur sollte das Gipsei jetzt auch mal langsam trocknen können.
Rolf Balbinot reist aus Kroation an, um in der Fußgruppe mitzumischen
Mit ihrer Fußgruppe nehmen die Lusebrinker eine Fernsehsendung aufs Korn: „Bauer fand Frau“ heißt es hier. Wie der schmale Landmann in Latzhose und die üppige, elegante Stadtlady ihre heiße Liebe so leben, wird man im Kirmeszug dann sehen. Rolf Balbinot, ehemals Haufer Junge, ist der Landmann. Er reist extra für die Kirmes aus Kroatien an, wo er und seine Frau seit Ende April ihren neuen Wohnsitz gefunden haben. Zu den Haufer Jungen pflegen die Lusebrinker eine gute Freundschaft. Das zeigt sich auch am Kirmesabend, denn da sitzen die Haufer mit am Tisch der KG Dä vam Lusebrink. Mittagspause auf dem Bauplatz. Hannelore Böhmke kommt mit einem Riesentopf heißer Suppe bei den fleißigen Bauherren vorbei. Hier gilt nämlich das Zauberwort noch, vom Fleiß, der sich lohnt. Nach der Stärkung – und wenn’s nicht zu arg regnet – geht’s weiter.
Vie vam Kopp: Fluch der Karibik
Ein Piratenschiff mit Captain Jack Sparrow entsteht auf dem Wagen der KG Vie vam Kopp: Die „Flying Dutchman“, das Schiff der Untoten, halb Mensch, halb Fisch. Es ist in den vergangenen 100 Jahren schon einige Male untergegangen und ist überwuchert von Algen und anderen Meeresgewächsen. Eine bewegliche Riesenkrake (fünf Meter Durchmesser) auf dem Trecker greift gierig nach Schiffbrüchigen und dem Schiff. Die aufwändige Motortechnik der Krake soll perfekt sein, das ist der Eigenanspruch der Kirmesgruppe. Auch das Herz des Verlangens in einer Kiste auf einer Insel reist im Kirmeszug mit. Der kleine Wagen der Kirmesgruppe wird zur Insel der Schiffbrüchigen, auf der die Piratenfürsten beraten. „Schiffbrüchige haben wir reichlich und 100 qm Wasser auf der Straße, mit Ruderbooten unserer Fußgruppe“, macht Vorsitzender Reimund Herberg schon neugierig auf die Phantasiewelt in der Karibik. Die Darstellung soll jedenfalls so naturgetreu wie möglich sein.
Erstmals verwendet die Kirmesgruppe für die Masken kein Gips sondern Latex. Das bedeutet viel Eigenarbeit und erfordert künstlerisches Talent, doch solches ist in der Gruppe vorhanden. Vie vam Kopp zählt 18 Mitglieder, der Vorsitzende Reimund Herberg ist seit seinem fünften Lebensjahr kirmesaktiv. „Wir sind eine homogene, familiäre Gruppe. Uns ist wichtig, dass neue Mitglieder gut zu uns passen“, erklärt Reimund Herberg. Das hat sich in den letzten Jahren gut ergeben. „Wir fragen die Leute, ob sie nicht mal hier und da Lust haben mitzuhelfen, und so hat sich das ergeben. Wir sprechen auch vorher ab, wieviel Zeit jemand einsetzen kann und möchte, damit sind wir gut gefahren. Wir haben auch Glück mit dem Nachwuchs“, berichtet der Vorsitzende, „und wir sind stolz darauf, dass wir auch bei personellen Engpässen immer vordere Plätze erreicht haben.“ Das ist auch das Ziel in diesem Jahr, wobei die Gruppe den Wettkampf um die Plätze vor allem sportlich nimmt.
KG Berge: Indien zu Gast in Gevelsberg
Inspiriert vom Kirmesmotto hat die Kirmesgruppe Berge Indiens Kultur nach Gevelsberg eingeladen. So können die Kirmesbesucher sich an einem indischen Garten mit Pavillon, Springbrunnen, Tempelsäulen und farbigen Tüchern erfreuen. Der Indische Kulturverein Hagen leiht den Bergern sogar seine charmanten Tänzerinnen und Figuren für die Wagendarstellung aus. Auch ein Rosenverkäufer fehlt nicht. Die bauliche Herausforderung wird der Springbrunnen sein, doch das Team aus Berge ist zuversichtlich, dass er die ganze Zeit sprudeln wird. . Die Frauengruppe Berge wird sich in Saris gewanden und so das indische Flair verstärken.
Ursula Benscheidt erzählt, was die Kinder auf ihrem Wagen vorhaben. Sie sitzen am Tisch des großen Speisesaal ihrer Zauberschule und zaubern ratzfatz alle Speisen, Getränke und Gedecke von der Tischplatte weg. „Wir haben elf Mitglieder, aber viele Helfer. Dazu gehören auch die Schwelmer Nachbarschaften Brunnen und Alte Post“, berichtet Ursula Benscheidt. Das Kirmesmotto wird in Berge nicht nur bis nach Indien gelebt, sondern auch „über den Berg“ hinweg. Und das seit Jahren. Am Himmelfahrtstag, 17. Mai, kann jedermann zum Bauplatz nach Berge-Heck, hinter der alten Schule kommen. Die Berger feiern dann ihr Sommerfest mit Grillwürstchen, Frikadellen, Pommes, Kaffee und Kuchen, Fassbier und vielem mehr. Beginn ist um 10 Uhr, Ende gegen 18 Uhr. Gegen 16 Uhr tritt die Gruppe „Katitours“ auf den Plan. Sie bunte Truppe aus Kirmesfreunden verschiedener Kirmesgruppen macht sich ab ca. 16 Uhr für das Grillen von Spießbraten stark.