Kleines Rad mit großer Wirkung

Das war die „schrägste Kirmes Europas“ in Gevelsberg 2019

Es ist Dienstagabend 19 Uhr, der letzte Abend der Gevelsberger Kirmes. Rasch füllen sich die Wege der „schrägsten Kirmes Europas“, im Umkreis des Volksfestes ist kaum noch ein Parkplatz mehr zu ergattern.

Nachdem der Wettergott der Kirmes bei Temperaturen weit über 30 Grad ein heißes Wochenende beschert hatte, geht an diesem Abend ein warmes, aber mit rund 20 Grad laueres Lüftchen. Der letzte Kirmes-Abend wird bekanntlich bei den Einheimischen noch mal richtig zelebriert, man trifft sich, besonders die Ausschankbetriebe haben Hochbetrieb, in Erwartung des krönenden Abschlusses durch das traditionelle Höhenfeuerwerk.

Das Kirmes-Areal beginnt in Gevelsberg am Ende der Einkaufsstraße mit vielen Geschäften und wird durch das charakteristische Eingangsportal markiert. Hinter dem Tor führt der Weg über die Kirmes stetig mal leicht, mal etwas steiler die Straßen bergauf; jene Topografie des Platzes rechtfertigt den Gevelsbergern mit Recht, ihr Volksfest als „schrägste Kirmes Europas“ zu bezeichnen.

Während sich am letzten Kirmesabend die Gassen in Richtung bergauf weiter füllen herrscht unten hinter dem Eingangsportal bereits reger Abbaubetrieb. Es ist am letzten Abend in Gevelsberg leider Jahr für Jahr zu beobachten, dass die Kinderfahrgeschäfte bereits um 21:00 Uhr mit dem Abbau beginnen, frei nach dem Motto „wer ist nach dem Feuerwerk am schnellsten vom Platz…?“

Natürlich, die Kinderfahrgeschäfte haben in den späten Nachmittagsstunden ihr Geschäft gemacht. Aber man stelle sich mal den umgekehrten Fall vor: Die Großfahrgeschäfte bauen am Mittag des ersten Kirmestages noch munter auf, während die Kinderkarussells und Reihengeschäfte schon auf haben. Ein Kirmesplatz ist dann attraktiv, wenn alle an einem Strang ziehen und sich an einheitliche Regeln halten! Die Gevelsberger nehmen es offensichtlich gelassen, sind sie es augenscheinlich gewohnt, dass bereits zwei Stunden vor Beginn des Feuerwerkes die Kinderkarussells abgebaut werden.

Während sich im unteren Bereich entlang der Mittelstrasse bis zum Ausgang des Engelberg-Tunnels im Vergleich zu den Vorjahren wenig Abwechslung bot, so ist es den Verantwortlichen gelungen, am oberen Ende an der Elberfelder Straße für den Schwanenfieger von Familie Hartmann, der dort seit Jahren seinen berechtigten Standplatz hat, einen passenden neuen Nachbarn zu finden.

Mehrere Jahre gab es in Gevelsberg kein Riesenrad mehr, und wenn, dann stand es auf dem mittleren Areal. Doch tatsächlich konnte mit dem „Wheel of Circus“ von Familie Sperlich ein Rad gefunden werden, welches gerade eben auf die zur Verfügung stehende abschüssige Fläche hin passte.

Familie Sperlich zeigte sich am letzten Abend sehr zufrieden über den Publikumszuspruch! Durch die Positionierung des 30 Meter hohen Rades auf dem höchsten Punkt der Kirmes konnte dies seine Wirkung voll entfalten, der Kauf eines Fahrchips wurde mit einer herrlichen Aussicht auf das bergige, landschaftlich schön gelegene Stadtgebiet belohnt.

Die Anordnung der Fahrgeschäfte im unteren Bereich war ohne große Veränderung. Hier ist einfach mehr Mut gefragt, auch mal die eine oder andere Umplatzierung vorzunehmen, auch wenn die zur Verfügung stehenden Flächen in der Mittelstraße stark begrenzt sind. Warum nicht mal eine Kinderachterbahn, warum nicht mal eine Pony-Reitbahn? Auf der Mittelstraße bergauf standen „Crazy Clown“ (Tröger), „Baby Flug“ (Deinert), „Flying Crazy Bus“ und „Truck Stop“ (beide Hirsch), ein Kinderkettenflieger (Schütz) sowie das Sportkarussell „Kindertraum“ (Wagner) für die jungen Kirmesbesucher bereit.

Dazwischen war ein Simulator (Strothenke) aufgebaut; der Autoskooter von Familie Alexius war ebenfalls auf dem gewohnten Platz anzutreffen. Auf der Kreuzung Mittelstraße/ Elberfelder Straße gastierte die KMG-Schaukel „X-Factor“ der Familie Deinert. Schräg gegenüber auf der Rosendahler Straße gab es mit dem Scheibenwischer „Shaker“ (Fick) einen alten Bekannten. Dahinter wurde der „Vodoo Jumper“ (Schäfer) von den Besuchern ordentlich abgefeiert.

Der Eingang zum Engelberg-Tunnel wurde vom „Action House“ (Schmelter-Dreßen) „abgesperrt“. Bergauf der Elberfelder Straße gab es die Kindereisenbahn (Wagner) und den „Love-Express“ (Kreft-Wendler), gefolgt von einem weiteren Kinderkarussell (Eul). Auf dem alten Kirchplatz unterhalb der „Kirmes-Terrasse“, einem beliebten Treffpunkt zu Einkehr, sorgten der Propeller „Jekyll & Hyde – die Verwandlung“ (Bethel Thelen) und Bonners „Breakdance Nr.1“ für rasanten Fahrspaß.

Nicht unerwähnt bleiben soll der Festumzug: Tausende Besucher säumten am Kirmessonntag wieder die zwei Kilometer lange Wegstrecke durch die Gevelsberger Innenstadt. Die lange Parade mit ihren spektakulären, aufwendig gestalteten Festwagen, bunt kostümierten Fußgruppen und Musikkapellen ist absolut sehenswert! Er ist zu Recht der ganze Stolz der Gevelsberger, ein Sinnbild für die enge Verbundenheit der einheimischen Bevölkerung zu ihrem Volksfest!

Pünktlich um 23 Uhr knallte es Dienstagabend am Himmel, ein wunderbares Feuerwerk, welches am Ende zurecht mit viel Applaus der zahlreichen Zuschauer bedacht wurde, bildete einen gelungenen Abschluss der schrägsten Kirmes 2019!

Aus Fachzeitung „Der Komet“ Ausgabe 5662 / 30.11.2019
Text: Marcus Preis | Fotos: Marcus Preis und Dennis König

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