Kirmesverein trifft neue Medien
Plakettenkatze in Weiß auf Rot: Kirmesverein trifft neue Medien Michael Sichelschmidt will das Brauchtum „besser verkaufen“
Gevelsberg. (Sche) Stilfragen standen im Mittelpunkt der Versammlung des Gevelsberger Kirmesvereins, welche vor wenigen Tagen im Restaurant „Da Enzo“ an der Hagener Straße, in Gevelsberg, stattfand. Stefan Schmidt, Vorsitzender der gastgebenden Kirmesgruppe Berge, begrüßte über 50 Kirmesfreunde, und der neue Kirmesvereinsvorsitzende Michael „Willi“ Sichelschmidt mahnte zur Ruhe. „Der Raum ist hier etwas kleiner“, schmunzelte er: „Deshalb muss der Geräuschpegel niedriger sein. Das gilt für den ganzen Abend.“
Eine hitzige Debatte entstand nämlich bei der oben erwähnten Entscheidung über künstlerisches Gestalten, genauer gesagt, über Form und Farbe der aktuellen Kirmesplakette. Angelehnt an das Motto „Rubbeldikatz no’m Kiärmisplatz“ war auch das den Namen gebende Tier, in schlichter Eleganz „nebenher“ entworfen von Thomas Ramisch, Vorsitzender der KG Vie ut Asbi’eck 1985, im Vorschlag. Mit überwältigender Mehrheit entschieden sich die Kirmesfreunde für diese Idee, und auch die farbliche Umsetzung Weiß auf Rot fand die Gnade des Plenums. Das spiegelte sich auch in den Bestellzahlen wieder: Insgesamt orderten die Kirmesgruppen 3.250 Abzeichen für ihre Mitglieder sowie von der Kirmes begeisterte Gevelsberger und Auswärtige.
Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung votierten die Delegierten für eine Teilnahme des Abitur-Jahrgangs 2011 am diesjährigen Kirmeszug, und die Vertreter der anwesenden Kirmesgruppen teilten, soweit schon bekannt, ihre Zugbeiträge mit. Als Beispiele seien hier nur der Wagen „So ist das Leben“ der KG Aechter de Biecke oder „Viva las Vegas“ auf dem Fahrzeug der KG Börkey genannt. Die Fidelen Vogelsanger widmen sich dem Stadtjubiläum und im Hippendorf wird es mit dem „Schwanensee“ wieder hochkulturell. Für die KG Mühlenhämmer startet das „Raumschiff Surprise“ in die unendlichen Weiten der Mittelstraße, während die holde Weiblichkeit den „Tanz der Vampire“ aufführt.
Für den Kirmesabend am wegen der Zuschauerzahlen nicht einfachen Pfingsttermin hat die KG Pinass Brumse schon den Sketch „Stomp“ angemeldet. „Das Haus muss ausverkauft sein“, forderte der Kirmesvereins-Vorsitzende: „In Anbetracht der Sicherheit ist alles in trockenen Tüchern.“ Mit der Stadt Gevelsberg habe man den Bestuhlungsplan vereinbart, der 720 Plätze im Innenraum vorsieht.
Einiges haben sich die Aktiven auf Anregung von Michael Sichelschmidt für die Außendarstellung des Kirmesvereins nebst Aktivitäten der Kirmesgruppen einfallen lassen. „Wir müssen unser Brauchtum mit neuen Formen besser verkaufen“, mahnte „Willi“, der aus diesem Anlass auch kurz auf die unerfreulichen Ereignisse rund um die Haufer Jungen einging: „Damit wir nicht wieder vor der Situation stehen, dass ein ,Häuflein von drei Aufrechten’ eventuell den Platz halten muss, ist auf Nachwuchswerbung höchster Wert zu legen.“ Instrumente hierzu sollen ein stark verbesserter Internet-Auftritt sein, um dessen Gestaltung sich die Journalisten Kirsten Niesler, Werner Bloemer und Fritz Sauer kümmern wollen. Auch ein Tag der offenen Tür ist angedacht, an dem ein Bus auf das Kirmestreiben Neugierige von Bauplatz zu Bauplatz fährt, so dass man die Arbeit der Wagenbauer vor Ort erleben und vielleicht sogar einmal mit anfassen kann. „Es ist manchmal etwas schwer für Außenstehende, Kontakt zu den Gruppen zu bekommen“, kennt Kirmesvereins-Geschäftsführer Stefan Oesterling den teilweise rauen Charme der Westfalen: „Deshalb bieten wir mit diesem Projekt ,Festzuggestaltung hautnah’.“ Der spontane Kommentar aus der Runde dazu: „Gute Idee.“