Kirmesabend war „unübertrefflich!”
Über zwei Stunden Knaller-Programm – und dann eine lange Nacht
(Text: Werner Bloemer | Fotos: Rita Wiemann)
Wie das Programm denn gefallen habe, wollte Kirmesvereinsvorsitzender Gerd Laake nach gut zwei Stunden vom Publikum wissen. Es sei vielleicht das beste Kirmesabend-Programm überhaupt gewesen, meinte Bürgermeister Claus Jacobi. Und eine Heimatfreundin aus Schwelm brachte ihren Kommentar so auf den Punkt: „Unübertrefflich!” Dafür gab’s dann noch einen dicken Applaus in der Halle West. Doch der Reihe nach. Paul-Werner Herguth (PWH), der wieder durch den Abend führte, ließ zunächst die Standartenträger und Vorsitzenden der 13 Kirmesgruppen auf die Bühne marschieren. Gerd Laake begrüßte neben dem Bürgermeister u. a. den stellvertretenden Landrat Willibald Limberg, versprach ein Knaller-Programm und gratulierte einem besonderen Geburtstagskind: Ex-Hammerschmied Heinz Fraenz wurde am Samstag 79 Jahre alt.
Jürgen Piorek gab einmal mehr den gestressten „Ehemann vom Börkey”. Er geht abends mit dem Hund los und kommt morgens mit einem Kater wieder. Und er suchte einen Wunderheiler auf, um sich von diesem Fluch befreien zu lassen: „. . . und hiermit seid ihr Mann und Frau”. Viele Lacher gab’s auch für derbere Witze. Und speziell für Schalke-Fans: „Warum darf Borussia Dortmund mittwochs nicht im Freien trainieren? Weil die Dortmunder Müllabfuhr mittwochs die gelben Säcke abholt.”
Nicht fehlen durfte das aktuelle Kirmesmottolied, das Klaus Furmanek (Akkordeon) und Günter Dabruck (Gitarre) getextet und komponiert hatten: „www.fiev Dage fi’ert vie.de – Kaline mach‘ das Sparschwein leer, nun geht es wieder los. Wir feiern durch bis Mittwoch früh, egal was das auch kost’”.
Dann bat das Duo Michael „Willi” Sichelschmidt musikalisch auf die Bühne: „Leiwe Lü, es kommt der Hammerschmied”. Der nahm in seinen plattdeutschen Anmerkungen auch den Tunnel aufs Korn – die Leute fahren dann dadurch und geben ihr Geld in Haspe aus. Und überhaupt: „Klüngelbuden für Weiber gibt es in Gevelsberg ohne Ende, aber wenn ich eine Hose brauche, muss ich nach Wuppertal fahren.” Auch die Sparkasse, die am Nirgena ihren „eierigen Neubau” errichtete, bekam ihr Fett weg: Damit solle wohl vermieden werden, dass jemand sagt: „Du hast sicher ein Eckchen für uns . . .”
Das Herrenballett der KG Hippendorf legte als „Village People” u. a. mit Indianer, Cowboy, Bauarbeiter und Blaukittelträger zu YMCA-Klängen einen Tanz aufs Parkett, die KG Mühlenhämmer zeigte in einem Sketch ohne Worte, was sich tagtäglich in der Mittelstraßen-Baustelle abspielen könnte: Ein Bauarbeiter, von Passanten mit Einkaufstüten hinter der Absperrung ignoriert, verschwindet nach einem Schluck aus der Bierpulle im Klohäuschen und kommt – nach langem, lauten Getöse – sichtlich geschrumpft wieder zum Vorschein.
Einen beschwerlichen Weg von Grevenbroich an die Ennepe unternahm „Horst Schlämmer”, der an Hape Kerkeling erinnerte – aber Rolf Gregarek von der KG Dä vam Lusebrink war. Sein Navi hatte ihn zum Tunnel geführt, der aber noch zugenagelt ist – erst muss noch ein Maut-Häuschen gebaut werden . . .
Rainer Piorek kam im Friesennerz als Nordseeurlauber, begleitet von weiteren Börkeyern, die so schon mal einen Vorgeschmack auf den Kirmeszug gaben. Der Urlaub an der deutschen Küste sei langweilig und teuer, weshalb er schon an die Sparkasse habe schreiben müssen: „Ihr Geld ist alle.”
Nach den Aktiven aus den Kirmesgruppen gehörte dann den Profis die Bühne. „Doc Shredder” zauberte nicht nur in Sekundenschnelle riesige Palmen und Leitern aus unscheinbaren Papierrollen, sondern holte auch Astrid Krägeloh, Frau des Bürgermeister-Stellvertreters auf die Bühne. Nach langer Vorrede ein blitzschneller Kuss – das war’s dann. Als Dankeschön gab’s ein Papierkunstwerk mit dem Schriftzug Gevelsberg und einem Herz.
PWH kündigte dann eine echte „Wibbelfurt” an: Musikchaot Dirk Scheffel („Der schnellste Xylophonist im gesamten Universum”) bot Klassiker in atemberaubender Geschwindigkeit, spielte auch mit verbundenen Augen, trommelte auf dem Tisch der Ehrengäste. Das mache er nicht gern, sagte er, aber er brauche das Geld – für Beruhigungsmittel. Das Publikum tobte vor Begeisterung, verlangte Zugaben – drei wurden es schließlich. Da war zu erleben, wie hochmusikalisch das Ergebnis ist, wenn man mit Händen und Füßen eine Holzkiste bearbeitet, in der ein Mikrofon steckt. Und wie man mit einem Luftballon und einer Mundharmonika Dudelsack-Musik machen kann.
Den Schlusspunkt setzte – nicht minder rasant – die „Dolls Company”: Ein riesiger Zirkusdirektor tobte durch die Reihen, ließ an Marionettenfäden ein Muppets-Pärchen tanzen – das sich dann plötzlich selbstständig machte. Die wilden Tänze des Artisten, der mit den Füßen die Mann-Puppe und mit den Händen die Frau-Puppe lebendig werden ließ, waren schweißtreibend. Wie bei der Demaskierung zum donnernden Beifall sichtbar wurde.
Zum Finale versammelten sich gegen 22.15 Uhr noch einmal alle Akteure des Kirmesabends auf der Bühne, dann ging es mit der Band „Royal Flush” weiter. Auf der Tanzfläche, an Bier- und Weinstand in der Halle herrschte gemütliche Enge, im Foyer lockte neben Tresen und Marktständen mit fester Nahrung auch eine „Chill-Out-Zone”. Die war neu, gestaltet hatte sie der Künstler Robert Schiborr. Und das ist, nach der Definition des Hammerschmieds, ein Bereich zum Klönen, Dösen und für weitere schöne Beschäftigungen. Erfolgreich bekämpften zahlreiche FSV-Mitglieder den Durst der Kirmesabend-Gäste bis in die Morgenstunden. Unterm Strich waren alle fröhlich und zufrieden. Einziger Kritikpunkt: Es gab nur einen Wertmarkenstand, an dem sich zeitweise riesige Schlangen mit entsprechenden Wartezeiten bildeten. Aber das kriegen die FSVler beim Kirmesabend 2008 sicher in den Griff.