Herguth gibt sein Amt als Moderator ab

Der neue Vorsitzende des Gevelsberger Kirmesvereins, Michael Sichelschmidt, begrüßte zum ersten Mal in diesem Amt die Gäste des Kirmesabends in der ausverkauften Halle West mit den Worten: „Wer mir letztes Jahr gesagt hätte, ich stehe heute hier, den hätte ich für verrückt erklärt.“ Von der angesprochenen Nervosität war allerdings nichts zu spüren, schließlich stand er ja schon als ehemaliger Hammerschmied „Willi“ viele Male beim Kirmesabend auf der Bühne.

Nach der Begrüßung einiger Ehrengäste ging Michael Sichelschmidt kurz auf die Ereignisse der letzten Monate rund um die Kirmesgruppen mit den TÜV Abnahmen und dem Rückzug der KG Haufe ein. „Was die Kirmesgruppen in dieser Zeit an Zusammenhalt gezeigt haben, ist beachtlich. Davor kann ich nur den Hut ziehen.“ Sichelschmidt weiter: „Auch wenn wir jetzt nur noch zwölf Gruppen sind, ist das schade, aber kein Problem. Wir stehen noch in 30 Jahren hier.“ Der Applaus bestätigte seine Worte.

Hammerschmied Bernd Matthäi spaltete die Gäste beim Thema Fußball mit dem Deutschen Meister BVB und Schalke 04 in zwei Lager: „Die Schalker haben sich gefreut, dass der BVB Meister ist. Sind sie so doch nur 25 Kilometer von der Schale entfernt.“ Bei der Siegesfeier habe er allerdings feststellen müssen, dass die Dortmunder das Kirmesmotto für ihre Zwecke umgebaut hätten. „Rubbeldiekatz am Borsigplatz“ sei von „Rubbeldikatz no’m Kiärmis­platz“ abgeleitet. Das war nur möglich, weil bei der Kirmeskrugvorstellung in Dortmund auch die Kirmesplaketten als Gastgeschenk verteilt wurden, ist er sich sicher.

Zebrastreifen vom Fisch- zum Bierstand

Wegen der großgeschriebenen Sicherheitsanforderungen bei Großveranstaltungen empfahl der Hammerschmied für den Wechsel vom Fischstand links zum Bierstand rechts Zebrastreifen anzubringen und Kirmeslotsen mit Blümchenkellen einzusetzen. „Wenn das so weitergeht, haben wir bald mehr Sicherheitsleute als Kirmesaktive“, befürchtet Matthäi. Da jeder einzelne Wagen jetzt von einem Trecker gezogen werden muss, „wähnen sich Auswärtige auf einer landwirtschaftlichen Ausstellung“. Sorge bereitet dem Hammerschmied die B7. Der Bürgermeister habe versprochen, dass zur Kirmes 2012 die Straße glatt wie ein Kinderpopo ist. „Ich glaube eher glatt wie der Hintern des Bürgermeisters. Ich bin mal auf die Furchen gespannt.“ Bei seinem gelungenen Auftritt (ohne Platt) ging Bernd Matthäi noch auf viele weitere Themen ein und reizte die Lachmuskeln der Gäste. Die Kirmesgruppe „Aechter de Biecke“ präsentierte einen Arzt-Sketch, bei dem der Ehemann des Paares rein gar nichts zu sagen hatte. Nur am Schluss, als der Arzt ihm eine neue Frau verschrieb, sprang er glücklich über die Bühne.

Für seine derben, manchmal auch unter die Gürtellinie zielende Sprüche des „Ehemanns Jürgen Pioreck“ lieben ihn die Gäste. Erst einmal stelle er fest, dass die Zeit rennt. Kaum vorbei ist schon wieder Kirmes. Auf die Frage eine Freundes, ob er mit seiner Frau auf die Kirmes geht, meinte er entrüstet: „Spinnst du, ich will doch Spaß haben.“ Nach der Kirmes geht’s in den Urlaub. „Kommst du wieder, ist schon Weihnachten“, so Pioreck. Nach ihren Weihnachtswünschen gefragt, will seine Frau die Scheidung. „Soviel wollte ich eigentlich nicht ausgeben“, meinte er. Neben der Tochter bekam auch die Jugend eine gehörige Portion Fett weg. „Voll krass, die können gar kein Deutsch mehr.“

Fußball, Ehebruch und zu kleine Unterwäsche

Schlag auf Schlag ging es weiter, und den Gästen standen teilweise die Tränen in den Augen. Über den Fußball, Ehebruch und viel zu kleiner Unterwäsche kam Pioreck noch zu den Senioren. So will seine 90-Jährige Nachbarin jetzt einen 24-Jährigen heiraten. „Das geht nicht, das bedeutet beim Sex den Tod“, habe er sie gewarnt. „Na, wenn er stirbt, stirbt er halt.“ Das Märchen Aschenputtel präsentierte die KG „Im Dörnen“ besonders einsilbig. Aber gerade diese Interpretation sorgte für viel Spaß im Publikum. Die KG „Pinass Brumse“ zeigte, was sie bis zur Kirmes machen, wenn der Wagenbau schon lange fertig ist. Auf einfachen Kunststofffässern präsentieren sie sich eindrucksvoll als Trommlergruppe.

Bis hierhin hatte Paul-Werner Herguth, wie schon in den letzten 20 Jahren, souverän durch das Programm geführt. Jetzt stellte er zur Überraschung zahlreicher Gäste seinen Nachfolger Sascha Hilger vor, der dann weiter durch das Programm führte. Mit lautem „Tatü-tata“ kam Feuerwehrmann Kresse auf Inlinern durch den Saal auf die Bühne. Mit versteinerter Mine erzählte er aus seinem Leben als Feuerwehrmann. Dabei brannte er ein wahres Feuerwerk an Witzen und Kalauern ab, so dass sich die Gäste vor lachen krümmten und kaum ein Auge trocken blieb. Erst nach einer zweiten Zugabe durfte er die Bühne verlassen.

Der Comedian Joy Burger präsentierte ganz ohne Worte seine klassischen Jonglagen und den Kampf mit einer Leiter. Bevor die Band „No-Limit“ zum Tanz bis tief in die Nacht aufspielte, heizte die Werstener Musik Company mit ihren 18 Musikern dem Publikum so richtig ein. Mit Liedern wie „Amsterdam“ und „Rockin’ all over the World“ brachten sie die Gäste zum Mitsingen und Mitklatschen. Zum Abschluss bedankte sich Michael Sichelschmidt noch einmal bei allen Akteuren und vor allem bei Paul-Werner Herguth für seinen Einsatz als Moderator. Bewegt vom langanhaltenden Applaus, winkte er dankend ins Publikum.

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