Hauptgericht mit dem Hammer zubereiten

Gevelsberger Hammerschmied Bernd Matthäi entscheidet sich für Seemannsgericht aus seiner Heimat
(Text: Stefan Scherer | WP/WR)

Gevelsberg. Ein halbes Jahr vor der Kirmes steht der Hammer in der Ecke, der Blaukittel hängt im Schrank – wohlgemerkt in Ennepetal. Als Gevelsberger Hammerschmied Bernd Matthäi, der in der Nachbarstadt wohnt, die Tür öffnet, kocht das Wasser bereits auf dem Herd. Die Gevelsberger Symbolfigur steht in zivil am Herd und zaubert ein Weihnachtshauptgericht aus seiner Heimat – der Insel Fehmarn.

Vorsitzender begeistert

„Weil ich nicht so lange zur Vorbereitung hatte, habe ich mich für ein traditionelles Seemannsgericht entschieden“, sagt Matthäi, der beim Drei-Städte-Menü vom Chef überwacht wird. Michael Sichelschmidt, 1. Vorsitzende des Kirmesvereins, war gekommen, um sich von den Kochkünsten seines Frontmannes zu überzeugen. Das Fazit dürfen wir an dieser Stelle schon einmal vorweg nehmen: „Ganz hervorragend“, urteilte Sichelschmidt und langte kräftig zu.

Beefsteak mit Salzkartoffeln, Zwiebelringen und Rosenkohl mit geröstetes Semmelbrösel und zerlassener Butter inklusive eines Eisbergsalats standen auf der Speisekarte. „Das kommt bei uns oben im Norden Heiligabend regelmäßig auf den Tisch“, sagt Bernd Matthäi, der nicht zweimal überlegen musste, ob er sich für das Drei-Städte-Menü an den Herd stellt. „Ich koche richtig gern. Ich schätze mal, dass ich etwa 80 Prozent der Essen, die bei uns zu Hause auf den Tisch kommen, zubereite“, erzählt er, während er sich den Zutaten widmet.

Leidenschaft für Eintöpfe

Das Kochen lernte er von Kindesbeinen an. „Mein Vater ist zur See gefahren und wenn meine Mutter einmal krank war, musste ich ran“, sagt er und lacht. Kochbücher hat er dafür als Kind schon nicht gewälzt und will da heute auch nicht mehr mit anfangen. „Ausprobieren, gucken was schmeckt, was nicht schmeckt und es dann beim nächsten Mal besser machen. Beim Kochen muss man auch mal mutig sein und Neues probieren“, sagt er und erzählt von einer anderen Spezialität, die er gern anrichtet: Reh, vorher zwei Tage in Glühwein eingelegt. Doch seine größte lukullische Leidenschaft ist etwas rustikaler: „Ich liebe Eintöpfe und koche sie sehr gern. Internationale Küche brauche ich gar nicht.“

Rotwein oder kaltes Bier

Jetzt widmet er sich aber erstmal dem Fleisch. Das soll nicht nur schmecken sondern passend zu Weihnachten auch in die richtige Form gebracht werden. Ein Teelichthalter aus Glas hilft dabei, die runden Fleischplatten in Sterne zu verwandeln. „Wichtig ist, dass das Fleisch vorher mit dem richtigen Werkzeug bearbeitet wird: dem Hammerschmied-Hammer“, sagt er und lacht, bevor er einige ernsthafte Tipps parat hat. „Außer bei Kurzgebratenem nie unter Volldampf arbeiten. Lieber etwas ruhiger mit der Hitze“, sagt er und erzählt von den Essgepflogenheiten auf der heimatlichen Ostsee-Insel. „Naja, vorwiegend Fisch eben. Flötenfisch ist klasse. Ich habe da ein Geheimrezept von Sylt. Zu Weihnachten gibt es Gans, Geflügel, Grünkohl und viel Karpfen. Oft treffen sich auch die Nachbarn und bringen alle etwas zum gemeinsamen Essen mit“

Und was hat die westfälische Küche für den Ostsee-Gourmet nach 30 Jahren auf dem Festland zu bieten? „Potthast und Stielmus brauche ich nicht. Aber eine Sache habe ich hier lieben gelernt: den Spießbraten.“ Das Fleisch über dem offenen Feuer wird im Hause Matthäi das gesamte Jahr über gedreht. „Im November hatten wir den letzten“, sagt der Hammerschmied.

Am besten Rotwein dazu

Und wie sieht es mit der Getränkekarte zu seinem Festschmaus aus, den er liebevoll auf einem Teller dekoriert seinem 1. Vorsitzenden hinstellt? „Ich empfehle einen Rotwein. Ein kaltes westfälisches Pils funktioniert aber genauso. Wichtig ist, dass es nach dem Essen einen schönen kalten Kümmelschnaps aus Hamburger Produktion gibt“, sagt Matthäi, lacht, kostet selbst, was er da während der vergangenen Stunde produziert hat und nickt zufrieden. Weihnachten kann im Hause des Hammerschmieds bedenkenlos kommen.

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