Ein Kirmeszug voller toller Ideen zog durch die Stadt
Es begann mit AC/DC und endete mit Mary Poppins. Und dann spielte noch die Dixie-Band auf dem Dixi-Klo
(Text: Klaus Bröking | WP/WR)
Gevelsberg. Wenn 75.000 Menschen lachen, dann kann Petrus den Himmel nicht weinen lassen. Bei dem von allen Beteiligten seit Wochen herbeigesehnten Bilderbuchwetter zog gestern der Kirmeszug durch Gevelsberg. Und wenn doch jemand nass geworden ist, lag das an den Wasserpistolen der Kinder von „Dä vam Lusebrink“.
Hammerschmied
Gleich am Anfang gab es eine Überraschung. Hammerschmied Bernd Matthäi war in die Hände von Banditen gefallen. Auf seinem Wagen fuhr der Gevelsberger Schauspieler Thomas Kautenburger mit, der in dem „Tatort“ mit dem Titel „Eine Handvoll Paradies“ den Rocker-Präsidenten „Mutti“ gespielt hat. Kautenburger hatte extra sein Kostüm aus dem TV-Krimi angezogen.
Pinas Brumse
Den Start bei den Darstellungen der Kirmesgruppe machte Pinas Brumse mit einem echten Kracher. Da wurde ein komplettes Konzert der Gruppe AC/DC auf die Beine, beziehungsweise Räder gestellt. Erst kam der Tour-Bus, dann das Kassenhäuschen, an dem sich jeder vom Straßenrand eine Karte abholen konnte, und schließlich die Bühne und der Zuschauerraum mit einer 2,50 Meter hohen Glocke, dem Markenzeichen der Rocker. Da konnten einem der Nachfolgende Fanfarenzug aus Bochum-Hamme schon ein wenig leid tun, der sich gegen das musikalische Donnerwetter durchsetzen musste.
Vie ut Asbi’eck
Jede Menge Sand hatten die Asbecker angekarrt, um zu verraten, was der Weihnachtsmann im Sommer macht. Um diese Rolle zu spielen, musste man Stefan Ziegler sicher nicht lange überreden. Schließlich wurde er unter Palmen von jeder Menge hübscher Damen in der Badehose umschwärmt.
Fidele Vogelsanger
Die seltsame Wandlung des blonden Barden mit dem schönen Namen Heino nahmen die Fidelen Vogelsanger auf die Schippe. Wie in einer Kuckucks-Uhr wechselte sich der König der Volksmusik mit dem Edelweiß als Markenzeichen mit dem Rocker unter dem Totenkopf ab. Schwer zu sagen, wen die Fans am Straßenrand mehr mochten.
Dä vam Lusebrink
Was wird in diesem Jahr 40 Jahre alt? Richtig: Die Städtepartnerschaft zwischen Vendôme und Gevelsberg und die Sesamstraße. Diese Verbindung schlugen „Dä vam Lusebrink“, die selbst 40 wurden, mit zwei farbenfrohen Wagen. Die Geburtstagstorte, die nicht fehlen durfte, hatte ein Gewicht von 400 Kilogramm. Die Kalorienzahl wurde den Zuschauern nicht verraten.
In die Eiszeit versetzt fühlte sich die Aktiven von „Aechter de Biecke“. Sie spielten auf die Schwierigkeiten an, die alle Gruppen in dieser Saison mit dem nicht enden wollenden Winter hatten, und kamen mit ein halbfertigen Darstellung aus der Eiszeit zum Zug. „Der Wagen muss bis zum Ende fertig sein“, rief der Einpeitscher. Die Kinder der Gruppe verwandelten sich in dagegen auf ihrem Wagen in grüne Schlammmonster, den „Olchis“ aus der gleichnamigen Kinderbuchreihe.
Berge
In ein Glücksspielparadies wurde Berge von der dafür zuständigen Kirmesgruppe verwandeln. Und natürlich waren das Glücksrad und die Spieltische schräg, wie es sich auf einer Gevelsberger Kirmes gehört. Las Vegas lässt grüßen.
Hippendorf
Mit ideenreichen Fußgruppen gingen die Hippendörfer an den Start. Der Ehemann wurde von seiner Frau in die (Müll-)Tonne gekloppt. Das machte wohl nicht viel, denn dabei heraus kamen jede Menge Blagen als Clowns verkleidet. Die Frauen erlebten bei ihren Versuch, die Kirmes von oben zu sehen. mit ihren Ballons einen Absturz. Auf dem Wagen wurde das neue Vereinsheim schließlich mit echten (Brat-)Pfannen gedeckt und zum Schluss machten die „Umweltengel“ ihre Stadt sogar noch mit der Zahnbürste sauber.
Schnellmark
Einen Blick in die Vergangenheit warf die Gruppe Schnellmark. Da wird zum Lohntütenball in die Kneipe Zur Zeche eingeladen und am Kiosk gibt es für den Papa noch Schwelmer Bier, während die Mama hofft, beim Frisör wieder schön zu werden. Nur die Jugend ist dem Blick zurück enteilt. Die Teenager liefen als Handy durch die Stadt. Frei nach dem Motto: Kinders, wie die Zeit vergeht.
Hoch hinaus wollten die Mühlenhämmer mit ihrem Nemo in der eigenen Unterwasserwelt. Das war wirklich kein kleiner Fisch auf dem eindrucksvollen Wagen. Einzelgänger Thomas Rummler setzte den Show-Titel „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ wörtlich. Als komischer Vogel (eben Star) saß er in der Pfanne fest. Und die Fußgruppe hatte eine besondere Idee. Was sitzt auf dem Dixi-Klo? Natürlich eine Dixie(-land)-Band. Die Frauen hingegen kamen als „Sieben Zwerge allein aus dem Wald“.
Vie van Kopp
Die Männer haben anscheinend bei Vie van Kopp nichts mehr zu sagen. Sie sind schwanger und bringen ein Bierfässchen zur Welt und deshalb backten sich die Frauen auf dem Wagen ihre Kerle lieber selbst. Frei nach dem Motto, das auf einem Schild zu lesen war: „25 % auf alles mit Stecker“.
Weiße Rosen aus Athen wurden im Dörnen vergeben, angeführt vom Zentaur, halb Mensch, halb Pferd. Selbst die Akropolis hatte die Gruppe liebevoll nachgebaut. Seiner Göttin Athena hatte Klaus Buch sechs Schaukeln aus weißen Rosen gegönnt. Und zum Schluss gab es noch einen Aufstand im Schlaraffenland. Der Bonbon-König wurde gestürzt und die kunterbunten Bewohner forderten „Kekse für das Volk“.
Börkey
Bei den Börkeyern hieß es erst einmal Abschied nehmen von Einzelgänger Kalle. Nach 25 Jahren verabschiedete er sich mit seiner allerersten Darstellung, was leider ein wenig untergegangen ist. Mary Poppins war dagegen nicht zu übersehen. Auf insgesamt vier atemberaubenden Wagen wurde das Märchen und Musical um das traumhafte Kindermädchen nachgestellt. Das war alles andere als ein bittere Medizin, das war das Teelöffelchen Zucker der Fee, dass am Ende des Zuges mit unzähligen Mitwirkenden noch einmal einen gewaltigen Akzent setzte. Mary Poppins lässt im Märchen eben nur fröhliche Menschen zurück.
Und dann war da noch…
Aber, das war natürlich noch längst nicht alles. Was wäre der Gevelsberger Kirmeszug ohne die vielen Kapellen, die die Menschen buchstäblich in Schwung bringen. Was wäre sie ohne die Beteiligung der Sportvereine wie HSG und FSV, die ihre Erfolge im Zug feiern und sich feiern lassen. Und auch die Gäste aus den Nachbarstädten waren dabei. Schwelms Ehrennachtwächter Christian Fasel lies es sich nicht nehmen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass das diesjährige Motto „Wo es dä Kiärmis richtig schräg? Nur bi us am Giewelsbiärg“ eine Entwicklungshilfe aus der Kreisstadt ist. Bei den Gymnasiasten gab es eine Premiere. Sie kamen in diesem Jahr sogar mit zwei Wagen. Der doppelte Abitur-Jahrgang macht es nicht nur möglich, sondern auch nötig. Die italienische Missione brachte eine fahrende Pizzeria mit und die Griechen ließen ihre Volkstanzgruppe vor einer Taverna auftreten. Gevelsberg ist eben international, nicht nur zur Kirmes.