Die Geschichte zum Kirmeskrug 2019
Liebe Kirmesfreundinnen, liebe Kirmesfreunde,
ich habe heute wieder die spannende und schöne Aufgabe, den neuen Kirmeskrug zu präsentieren. Bereits zum zweiten Mal! Ab jetzt kann man also – so finde ich zumindest – von einer echten Tradition sprechen.
Im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle unser neues Konzept vorgestellt. Wir vom Kirmesverein wollten besondere Motive aus Gevelsberg wieder auf den Krug holen und gleichzeitig eine direkte Verbindung zur Kirmes und zum Thema Bier herstellen.
Und so wurde im Kirmesbüro die Idee geboren, Gevelsberger Traditionsgaststätten und urigen Kneipen auf dem Kirmeskrug ein Denkmal zu setzen. Im vergangenen Jahr ging es mit „Unter den Linden“ los – besser bekannt als „Apfelbaum“.
Ein paar Spürnasen von euch ahnen jetzt sicher schon, welches Motiv in diesem Jahr auf dem Kirmeskrug 2019 sein wird. Denn ein Gesicht hier heute Abend kennen wir alle – ist in diesem Kreise und in dieser Lokalität und vor allem am Vorstandstisch dann aber doch eher ungewöhnlich.
Wir freuen uns sehr, dass Ulrike Reimers heute hier ist – die Wirtin der Juliushöhe. Und dann sollte ich das bestgehütetste Geheimnis nach dem Friseur von Claus Jacobi jetzt auch lüften: Der Gevelsberger Kirmeskrug 2019 zeigt also die Gaststätte „Zur Juliushöhe“.
Und ich kann jetzt schon sagen: Es ist ein wirklich schöner Krug geworden. Gezeichnet hat das Bild wieder der Künstler Andreas Noßmann aus Brühl.
Die Gaststätte „Zur Juliushöhe“ ist mehr als nur eine Kneipe. Das Gebäude wurde 1893 von Julius Lang erbaut und gab später dem ganzen Viertel den Namen. Denn die Juliushöhe wurde zum eigenen kleinen Stadtteil: Hier gab es die zwei Metzger Thiel und Lindholm, Bäcker Konze, den Kiosk Hedtstück, einen Blumenladen und den typischen Tante-Emma-Laden Pieper Johanns.
Und natürlich gab es die eigene Kirmesgruppe Juliushöhe! Vor vielen vielen Jahren öffnete Fritz Trost, übrigens der Urgroßvater von Ulrike Reimers, schon früh morgens seine Gaststätte und wurde zum Treffpunkt für die Bewohner der Juliushöhe.
Ulrike Reimers wuchs also in einer waschechten Wirtefamilie auf. Irgendwann verpachtete ihre Familie die Juliushöhe und konzentrierte sich auf die Gaststätte „An der Königsburg“. Ihre Großeltern Grete und Karl Kumpmann betrieben über 60 Jahre das Lokal und auch ihr Vater Hans-Rolf Kumpmann stand dort lange hinterm Tresen.
Ulrike Reimers kann sich noch gut erinnern, wie 100-Liter-Fässer mit dem Degen angestochen wurden. „Da brauchte man immer zur Sicherheit Wechselwäsche. Heute sind die Fässer frauenfreundlicher“, hat sie mir bei unserem Vorgespräch erzählt und dabei gelacht. Denn natürlich schließt sie heute auch selber Fässer an.
Eigentlich wollte Ulrike Reimers gar nicht Wirtin werden. Doch 1991 gab es keinen Pächter für die Juliushöhe. „Wir machen es für ein halbes Jahr mal selbst“, hat sie damals gesagt. Und daraus sind nun fast 30 Jahre geworden. Dienstags trifft sich in der Juliushöhe die weibliche „Chorgemeinschaft Gevelsberg“, mittwochs sind dann die Herren mit dem Männergesangsverein Concordia dran. Es gibt Frikadellen und Mettbrötchen, berühmt ist aber das Schnitzel von Ulrike Reimers. Sie kocht alles selbst.
Die Kirmesgruppen „Dä vam Lusebrink“ und „Vie vam Kopp“ treffen sich hier und natürlich findet hier auch traditionell die Jahreshauptversammlung des Gevelsberger Kirmesvereins statt. Dann weiß Ulrike Reimers übrigens, dass sie mindestens 30 Frikadellen machen muss.
Aber auch der Heimatverein, der Sozialverband VdK und die SPD halten hier ihre Versammlungen ab. Samstag- und Sonntagvormittag treffen sich hier die Stammtische, zum Beispiel die „Alten Herren“ der SEG. Hier wird Rommé gespielt und Skat. Und an der Juliushöhe kann auch noch gekegelt werden. Zeitweise gab es hier 30 verschiedene Clubs, heute sind es noch 15.
Ulrike Reimers ist schon ein Unikat. Sie ist Gevelsbergerin durch und durch und liebt die Kirmes. Sie geht gerne aufs Riesenrad, aufs Kettenkarrussell und sie liebt Lebkuchenherzen mit viel Schrift und vielen Blumen. Eine besondere Leidenschaft hat sie für den Kirmeszug.
Einmal war sie im Urlaub und konnte den Kirmeszug nicht sehen – das war schrecklich für sie. Dafür hat sie heute immer zwei Kirmeszüge. Bevor sie zum richtigen Zug geht, bekommt sie immer ihren – wie sie es nennt – privaten Kirmeszug. Wenn die Kirmesgruppe „Vie vam Kopp“ nämlich vom Bauplatz zur Aufstellung fährt, hält sie immer an der Juliushöhe, trinkt etwas und fährt erst dann weiter.
Wir vom Gevelsberger Kirmesverein finden, dass die Juliushöhe auf den Gevelsberger Kirmeskrug gehört! Hier gab es immer Andreas Pils vom Fass – bis es vor neun Jahren auf einem runden Geburtstag von Ulrike Reimers (ich verrate jetzt nicht, welcher runder Geburtstag das war) ein Probetrinken in der Juliushöhe gab. Allen hats geschmeckt: Seitdem wird dort Brinkhoffs ausgeschenkt.
Die Juliushöhe ist auch deshalb besonders, weil die Gaststätte ein echter Familienbetrieb ist: Ulrike Reimers bekommt Unterstützung von ihrem Sohn Olaf und auch ihre Schwiegertochter Heike hilft mal mit, wenn viel zu tun ist. „Es war immer eine schöne Zeit“, sagt Ulrike Reimers über die Juliushöhe. Und ich glaube, das sagen die Gäste auch. Vielen Dank!
Text: Marc Baron