Bei Vie vam Kopp liegt in der Ruhe die Kraft
Zu Beginn des Jahres sah es kurzweilig mal gar nicht so gut aus für die KG Vie vam Kopp, da ihr großer Wagen am Drehkreuz das ein oder andere Zipperlein hatte. Die Mitglieder zogen bis zum Beginn der Bauzeit sogar die Möglichkeit in Betracht, ihre bis dato noch nicht endgültig festgelegte Kirmeszugdarstellung speziell für den intakten kleineren Wagen zu planen. Aber wie heißt es doch so schön: Kommt Zeit, kommt Rat. Und letztlich erkannte man, dass die japanische Zen-Weisheit „In der Ruhe liegt die Kraft“ auf gewisse Art und Weise erhaben wie eine moosbewachsene Buddhastatue im Garten der Sprichwörter thront. Womit letztlich dann auch das Motto der Darstellung feststand. Als kleinen Gag ersetzte die Kirmesgruppe bei diesem Spruch spontan einen Vokal durch einen Konsonanten und siehe da, auf einmal hieß es: „In der Ruhr liegt die Kraft“ Upps – fällt bei Vie vam Kopp jetzt etwa die nordrhein-westfälische Landesmutter Hannelore in einen Fluss?
Zen heißt Konzentration, Versunkenheit und ist eine Entwicklung im Buddhismus bei der viel Wert auf Meditation gelegt wird. Es geht in erster Linie darum, alle dualistischen Unterscheidungen, alle Gegensatzpaare aufzuheben. Man muss als Mensch seinen Gedankenfluss und die meditative Konzentration auf den Moment bewusst wahrnehmen. „Vielen fällt es heutzutage schwer, direkt nach der Arbeit auf Wohlbefinden umzuschalten“, erläuterte Anke Petersen den Gedanken der hinter der Darstellung steckt.
Eine asiatische Wohlfühl-Pagode entführt nun die Zuschauer am Rande der Zugstrecke direkt ins Land des Lächelns, wo unter anderem buddhistische Mönche das Element der Bewahrung und Verbreitung ihrer Lehren verkörpern. Wo Geishas mit ihren weiß geschminkten Gesichtern und den farbenprächtigen Gewändern die Fantasie der Menschen beflügeln und wo sich, nach buddhistischer Überzeugung, durch das Drehen der Gebetsmühlen ein gutes Karma anhäuft. Auch asiatische Kampfkunst ist eine Art von Meditation. Man betreibt diesen Sport aufgrund der Philosophie, die dahinter steckt, und deren Konzept sich häufig an den Konfuzianismus oder den Buddhismus anlehnt. Ein Kampfkünstler soll nach Frieden streben und das eigene Ich finden. Nicht zu vergessen die traditionellen Rikschas, jene kleinen, zweirädrigen von Menschen gezogene Gefährte, die zur Personenbeförderung dienen.
Und dann wären da ja auch noch die Kirschblüten, eines der wohl wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Sie stehen für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit und markieren einen Höhepunkt im japanischen Kalender und den Anfang des Frühlings. „In mühevoller Handarbeit knüpfen wir rund 3.000 rosafarbene Blüten, die unseren Wagen so richtig erstrahlen lassen“, sagte Anke Petersen. Fest steht schon jetzt, dass diese Deko-Elemente nach dem Kirmeszug keinesfalls im Nichts verschwinden, sondern anderorts Verwendung finden sollen. Die beruhigende Kraft des Wohlfühlens versprüht ein rund neun Meter langer Drachen. Mit einer Spannweite von fünf Metern fliegt er über die Besucher des Gevelsberger Kirmeszug hinweg. Stellt sich abschließend jedoch die Frage: Wird das Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“ doch noch irgendwie mit dem erfundenen Gag-Motto in Einklang gebracht? Als Antwort darauf zitierte Reimund Herberg den ehemaligen Showaster Rudi Carrell mit dessen Worten: „Lass Dich überraschen!“
Der Vorsitzende der KG Vie vam Kopp wird natürlich auch in diesem Jahr wieder als Einzelgänger an den Start gehen. Wobei das Wort „Einzel“ nicht so ganz der Tatsache entspricht. Der ehemalige erfolgreiche Sportakrobat, vor Jahren belegte Reimund Herberg gemeinsam mit Simone Metzmacher im Mixed bei den Acrobatic World Championships in Tokio den 3. Platz, hat nämlich zwei Begleiter im Schlepptau. Als „Zwerg-Amigos“ kehrt man(n) zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurück und präsentiert sich auf akrobatischer Art dem Publikum.