Anblasen: „Fledermäuse bedrohten den Start!“

Da soll noch einer sagen, der Wettergott ist kein Kirmesfreund. Noch Anfang der Woche sah es für das Anblasen alles andere als gut aus. Aber rechtzeitig für den Start der Kirmes strahlte die Sonne vom Himmel. Pünktlich startete der Marsch zum Anblasen von der VHS zur Kirmesmauer. Angeführt von der Spielleute-Vereinigung Gevelsberg und den Fidelen Vogelsangern 2.0, zog der Tross durch das Kirmestor und einem Spalier gut gelaunter und fröhlicher Menschen auf der Kirmes.

Für Hammerschmied Lutz Kornowski sein zweiter Einsatz beim Anblasen. Selbstverständlich mit dabei seine Begleiterinnen Mijou Brand und Mandy Deheel. Sie führten den Tross zusammen mit Bürgermeister Claus Jacobi sowie dem Vorstand des GKV an. Gefolgt von den Blaukitteln und den Standartenträgern. Entlang der Strecke jubelten ihnen die zahllosen Kirmesfreunde auf der Straße, in den offenen Fenstern und von Balkonen aus zu.

Bevor Dorfschulze Sascha Hilger die vier neuen Gehilfen des Dorfschulzen ernannte, ergriff der 1. Vorsitzende Markus Loetz das Wort. „Habt ihr Bock auf die Kirmes?“, rief er in die Menge und die Antwort war ein unüberhörbares ja mit viel Applaus. Er dankte auch den Kirmesgruppen für ihre tolle Arbeit.

Hammerschmied Lutz Kornowski berichtete von seinem Einsatz auf der Hasper Kirmes. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Wolkenschieber aus Haspe es schaffen. Aber sie haben es hinbekommen und wir haben tolles Wetter:“ Für Kirmessonntag versprach er sogar, der Regen hört pünktlich um 13 Uhr auf. Wir werden sehen. Dann wurde es spannend. Dorfschulze Sascha Hilger verkündete die vier neuen Blaukittelträger: Es sind Anja Bohle, Reimund Herberg, Frauke Klimaschewski und Carsten Neef.

Anja Bohle ist zwar keine waschechte Gevelsbergerin – sie stammt aus Bochum – hat aber bedingt durch die Schule 13 Jahre hier gewohnt. Heute lebt sie in Sprockhövel. Bei der Pinass Brumse ist die 54-Jährige seit 1990. „Zwei Freundinnen sprachen mich damals an, ob ich nicht mal mit zur Kirmesgruppe gehen möchte“, erinnert sich die neue Blaukittelträgerin an die ersten Berührungspunkte. Da war der Bauplatz der Brumse noch in der Heidestraße. Ein guter Zeitpunkt, den die Kirmesgruppe belegte mit dem Tunnelbauthema seinerzeit den zweiten Platz. In den Festausschuss berufen, hat Anja Bohle immer überall mitgearbeitet. Ab 1998 übernahm sie das Amt der 1. Vorsitzenden, welches sich nach fünf Jahren aus gesundheitlichen Gründen wieder abgeben musste. Die Geschäftsführung der Kirmesgruppe wurde ihr 2003 anvertraut. Diesen Posten gab sie erst Anfang dieses Jahres in jüngere Hände. Sie ist aber auch weiterhin in beratender Funktion eine beliebte Ansprechpartnerin. „Ich finde es toll, dass wir mit den anderen Gruppen vor allem am Bauplatz im Hundeiken so ein freundschaftliches Verhältnis pflegen“, freut sich Anja Bohle.

Ein wahres Urgestein im Gevelsberger Kirmesgeschehen ist Reimund Herberg. Er wurde quasi in die Kirmesgruppe Vie vam Kopp reingeboren. Beide Elternteile waren seinerzeit hier aktiv. „Ich bin im Hippendorf großgeworden“, berichtet der Familienvater einer Tochter und zweier Ziehsöhne. „Damals hatte Vie vam Kopp und Hippendorf noch einen gemeinsamen Bauplatz neben der Gaststätte.“ Als Sechsjähriger saß Reimund Herberg als „Kaiser Wilhelm“ in einem Riesenrad der Wagendarstellung. Mit 16 Jahren trat er dann auch offiziell in die Kirmesgruppe ein. Mit Uwe Jesinghaus von der Kirmesgruppe „im Dörnen“ verband ihn bereit als 13-Jähriger eine enge Freundschaft. Waren doch beide in der Sportakrobatik aktiv. So kam es auch, dass der heute 64-Jährige neue Dorfschulzengehilfe 1984 zur KG Im Dörnen wechselte. 1991 ging er dann zu Vie vam Kopp zurück und wurde Kassierer im Vorstand. 1994 folgte dann seine Berufung Amt des 1. Vorsitzenden, welches er erst im letzten Jahr abgab. Der Wagenbau war und ist für Reimund Herberg ein Herzensanliegen. Auch im Vorstand des GKV brachte er sich in zwei Perioden zu je fünf Jahren ein. Seit 2019 ist er außerdem im Präsidium aktiv.

Im Vogelsang geboren und großgeworden war es nicht verwunderlich, dass Frauke Klimaschewski Kontakt zur Kirmesgruppe Schnellmark bekam. „Ein Freundin war in der Gruppe und fragte eines Tages, ob ich wohl mal mithelfen könnte.“ Daraus sind mittlerweile über 30 Jahre geworden, in der die heute 61-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder in der Gruppe aktiv ist. Dabei hat sie in allen Bereichen mitgewirkt und vor Jahren auch die Kindergruppe aufgebaut. Nach einer kleinen Durststrecke freut sie sich, dass sich wieder Kinder von der Schnellmark im Zug 2024 präsentieren.  Das Amt der 1. Vorsitzenden bekleidet Frauke Klimaschewski jetzt schon seit 2018. Nach einer Zeit als Praktikantin des GKV-Vorstands wurde sie auf der Jahreshauptversammlung 2017 zur überhaupt ersten Frau als Beisitzerin in den Vorstand des GKV berufen. Dieses Amt hat sie sieben Jahre bis Anfang 2024 gewissenhaft und aktiv ausgeführt. 

Der vierte neue Blaukittelträger ist wohl den meisten bekannt, denn Carsten Neef hat schon viele Ämter im Kirmesgeschehen bekleidet. Auch wenn er in Haspe geboren wurde (aber nur, weil es in Gevelsberg kein Krankenhaus gibt), wuchs der 55-jährige Familienvater eines Sohnes in Berge und am Börkey auf. Wie so viele kam auch er über seine Freunde, in diesem Fall Dirk Müller und Michael Sichelschmidt zum Kirmesgeschehen. „1985 habe ich dann bei den Mühlenhämmern zum ersten Mal mitgebaut“, erinnert sich Neef. „Da war ich 16. Zwei Jahre später hörte er wegen seiner Ausbildung zum Industriemeister auf, um dann 1990 für sechs Jahre bei der Kirmesgruppe Pinass Brumse zusammen mit seiner Frau Ulrike als Vereinsmitglied zu starten. Seit 1998 sind beide Mitglieder bei den Mühlenhämmern. Im Gevelsberger Kirmesverein arbeitete der neue Blaukittelträger 21 Jahre im Vorstand. Darunter auch als 2. Vorsitzender (2011-2013) und als Geschäftsführer und Kassierer (2013-2024). Das Amt des Dorfschulzen bekleidete Carsten Neef von 2007 bis 2017. Neef: „Jetzt bin ich Rentner und immer noch Mitglied in der Mühle.“

Nach einer musikalischen Einlage der Spielleute und der Fidelen Vogelsanger ergriff Schausteller Andreas Alexius das Wort. Er dankte dem Ordnungsamt für ihre unermüdliche und geduldige Arbeit. „Es hat einmal mehr alles reibungslos geklappt.“ Darüber hinaus hatte er für den neuen Blaukittel Carsten Neef ein kleines Geschenk für seinen Golfsport dabei. „Er hast mich über Jahre in deiner Vorstandsfunktion ertragen“, bedankte er sich im Namen der Schausteller.

Über ein dickes Problem musste Bürgermeister Claus Jakobi die Kirmesfreunde informieren: „Ich sag nur: FLEDERMÄUSE!“ so Jacobi. Es sei alles bis ins kleinste Detail von den dreizehn Kirmesgruppen, dem Kirmesvorstand, ungezählten Vereinen und den Schaustellerfamilien vorbereitet und jetzt teilte die Naturschutzbehörde mit, dass die Kirmes unverzüglich gestoppt werden müsse.

Jacobi: „Die Sauviecher, entschuldige, ich meinte natürlich die streng geschützten Fledermäuse im Silscheder Tunnel haben sich so stark vermehrt, dass sie jetzt ausgeschwärmt die Kirmes bevölkern.“ Besonders eine Langohrfledermaus säße auf dem Riesenrad. Erst wollte er sie abschießen. Das hat die Behörde nicht erlaubt. Aber nach dem Gewitter in der Nacht von Donnerstag auf Freitag  – Jacobi war nach eigener Aussage bei Jogi zum Vorfeiern – gab es einen lauten Knall. „Als ich nach Hause ging, fand ich eine tote Langohr-Fledermaus. Keine Ahnung, wie die zu Tode kam“, zeigte sich Jacobi mit einem breiten Grinsen Ahnungslos und präsentierte eine Stoff-Fledermaus. Mit den obligatorischen drei Böllerschüssen eröffnete er dann offiziell die Kirmes.

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