Alles vom Feinsten: Sonne zog den Hut vor Kirmeszug

Supertolle Wagen und prächtige Stimmung / WP-Moderation riss die Zuschauer mit
(Text: Werner Bloemer)

Das Wetter war vom Feinsten, die Darstellungen der 13 Kirmesgruppen nicht minder. Vom Feinsten war auch wieder die Kirmeszug-Moderation an der WP-Redaktion von Marcus Bremkamp, der Akteure wie Publikum immer wieder mit „Finaaale”-Rufen zu „Ohooho”-Antworten animierte. Dennoch: Nicht ein Fußballspiel stand im Mittelpunkt des Interesses am gestrigen Nachmittag, sondern dieser klasse Kirmeszug. Hammerschmied Michael „Willi” Sichelschmidt und Bianca Krütt schmissen jede Menge Klümpkes in die zigtausendköpfige Zuschauermenge (und „Willi” war später als „Ditsche” noch einmal zu sehen), die SEG-Basketballer und der Schützenverein Silschede hatten als Gäste im Zug ebenso ihren Spaß wie der FC Gevelsberg-Vogelsang, die HSG Gevelsberg-Silschede und der Abi-Jahrgang.

Natürlich fehlten auch der griechisch-deutsche Kulturverein („Spiro” hatte wieder Lamm auf dem Grill), die Kirmesfreunde aus Voerde und Haspe und die Gesellschaft Oberstadt nicht – die hatte beim Schwelmer Heimatfestzug als 1. Preis die Teilnahme am Gevelsberger Kirmeszug gewonnen. Vermisst wurden dagegen die Zitronen-Wurfgeschosse von Don Cataldo, der schon in seiner italienischen Heimat weilt.

Jetzt aber zu den tollen Wagen der 13 Kirmesgruppen – natürlich der Reihe nach:

Hochprozentig war die Darstellung der Haufer Jungen, die ihren Schnaps selber brannten. Ein großer Maische-Bottich war zu bewundern und ein Brennofen, der gelegentlich explodierte. Zuschauer konnten den „Haufer Tropfen” probieren. Was haben wir gelernt? „Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Schnaps zu trinken.”

Harry Potter erweckte die KG Im Dörnen zum Leben. Zu sehen waren der Hogwarts Express (mit einer wunderschönen Dampflokomotive), das mit viel Liebe zum Detail fast originalgetreu nachgebaute Schloss Hogwarts, der Zauberbaum und die Zauberschüler. Insgesamt rund 90 Leute tummelten sich auf den Wagen und auf der Straße. Klaus Buch, der langjährige Bauleiter, war als bemerkenswert flotter 70-jähriger Harry Potter zu sehen.

„Flieger, grüß mir die Sonne” hieß das Motto bei Vie vam Kopp: Zu den Klängen der Band „Extrabreit” erinnerten die Kirmesfreunde an Otto Lilienthals ersten Flug (KG-Vorsitzender Raimund Herberg in unermüdlicher Aktion) und andere Flugpioniere. Leider brachten Bruchpiloten den Sicherheitschef im Tower zur Verzweiflung. Drumrum viele „Flieger” zu Fuß – alles mit viel Musik und voller Leben.

Warum in die Ferne nach Liechtenstein schweifen, wenn es doch das „Steuerparadies Hippendorf” gibt. Mit viel Humor zeigten die Hippendörfer, die insgesamt mit rund 60 Kindern, Frauen und Männern am Start waren, dass es bei „Mausi” im toll nachgebauten Vereinsheim höhere Prozente gibt – von 4,7 % beim Bier bis zu 46 % beim Wacholder. Dazu Butterfahrten auf der Ennepe und ein Sparschwein, von dem auch die Stadt was hat.

Die KG Berge entführte die Zugzuschauer mit ihrer bunten Darbietung in ihren „Zauberwald” (die Kindergruppe auf einem Wagen) und ihre „Zauberschule” – da lernten schon die Kleinsten das Hexen, wie man an der Uhr im Glockenturm sehen konnte.

Anleihen bei einer bekannten TV-Show machte die KG Aechter de Biecke: „Ich bin (k)ein Star, holt mich hier raus!” Die Gevelsberger, die hier im Dschungel ums Überleben kämpften, mussten offensichtlich auch eklige Dinge in Kauf nehmen – doch der Augenschein täuschte. Dennoch: Die Zuschauer wollten das ihnen angebotene „Essen” nicht.

Vor 100 Jahren starb Wilhelm Busch. Rudi Kirch, Vorsitzender der KG Vie ut Asbi’eck, stellte ihn dar und las vor, während auf dem Wagen Max und Moritz ihre Streiche in Szene setzten und der Witwe Bolte die Hähnchen aus dem Kamin angelten.

Auf große Kreuzfahrt ging die KG Dä vam Lusebrink mit ihrem super-tollen „Clubschiff MS Lusebrink”: Pool und Fitness-Angebote fehlten ebenso wenig wie ein blinder Passagier und Seekranke, die „die Fische fütterten”. Eine ganz bewegte Darstellung.

„No smoke – no fun”, meinte die Pinass Brumse, die ihren absolut beeindruckenden Wagen mit rund 10 000 (leeren) Zigarettenschachteln ausstaffierte. Wo gequalmt wurde, war Stimmung. Im „Nichtraucherabteil” symbolisierten ein Skelett und Borris Kißler die Grabesstille, die ab Kirmesdienstag in mancher Kneipe herrschen könnte. Die Zuschauer konnten raten, wieviel Schachteln zu sehen waren.

Japanisch ging’s zu auf dem Wagen der KG Schnellmark. Im Land des Lächelns bot ein Bonsaigarten Teehaus, Geishas und Kois im See, eine japanische Wandelhalle Musik von Yamato-Trommlern.

2006 und 2007 Pokalsieger, wollten die Mühlenhämmer unbedingt den Hattrick schaffen. „Die Welt zu Gast in Gevelsberg” – aber wo ist der Flughafen? So musste das riesige Flugzeug (5,80 m hoch, 11,50 m lang und mit einer Spannweite von 8 m – die Flügel wurden zeitweise eingeklappt) in der neuen Mittelstraße landen – deren Häuser waren auf den Wagenseiten als Panorama zu sehen. Dahinter ein großer Fesselballon mit „Gerome” aus Burundi: „Ich will nach Gevelsberg-Wunderbarland!” Dahinter über 100 alte Koffer, von Gevelsbergern gestiftet. Einfach irre!

Insgesamt über 100 Aktive boten die Börkeyer auf, die „feierten wie die Bayern”. Eine schöne Kutsche mit zwei echten Pferden und ebenso echten Holzfässern sorgte für Bier-Nachschub, und im und am Börkeyer Hofbräuhaus ging es lebhaft zu. Den Zuschauern wurden leider keine echten Leckereien angeboten. Mit „Rosi” wurde an den Hit der Spider-Murphy-Band „Skandal im Sperrbezirk” erinnert. Rainer Piorek mit einer Maß: „Prost ihr Säcke.”

Ihr 70-jähriges Bestehen feierte die KG Fidele Vogelsanger mit allen Symbolfiguren der Gevelsberger Kirmes. Dazu gab’s alte Kirmeslieder, die auch auf CD zu haben sind. Eins davon, von Klaus Furmanek und Günter Dabruck, spielte die WP-Redaktion zu dieser Darbietung. Sei 70 Jahren träumt man auch schon von einem Sieg im Kirmeszug – dargestellt von einer Pappmaché-Figur im Himmelbett.

Dann kamen noch die Treckerfreunde „Dicke Stolle” als „Völkerbremse” – anschließend ging der Bewertungsausschuss in Klausur. Er hatte alles andere als eine leichte Aufgabe.

Neben den vielen tollen Wagen waren auch die bunten Darbietungen von fünf Fußgruppen, vier Frauengruppen, sechs Kindergruppen und acht Einzelgängern zu bestaunen. Sie werden morgen noch ausführlich gewürdigt.

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